Moderne Wundversorgung verringert Kosten

Eine aktuelle Umfrage der "Welt der Krankenversicherung" bei gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland zeigt deutliche Defizite in der Versorgung chronischer Wunden auf, obwohl die Wirtschaftlichkeit der modernen Wundversorgung umfangreich belegt ist.

Die Krankenkassen müssen der Versorgung ihrer Versicherten mit chronischen Wunden eine strategisch höhere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Fachzeitschrift "Welt der Krankenversicherung" (WdK) unter den Krankenkassen. Die aktuelle Umfrage sowie der Heil- und Hilfsmittelreport 2014 der BARMER GEK zeigen deutliche Defizite in der Versorgung chronischer Wunden auf, obwohl die Wirtschaftlichkeit der modernen Wundversorgung belegt ist. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordert vor diesem Hintergrund eine stärkere Förderung eines ganzheitlichen Therapieeinsatzes, der eine phasengerechte moderne Wundversorgung gewährleistet, sowie eine verstärkte Berücksichtigung der verfügbaren Evidenz und Leitlinien bei der Versorgung chronischer Wunden. Die WdK-Umfrage kann unter www.bvmed.de/wdk-chronische-wunden abgerufen werden.

Der BVMed weist darauf hin, dass Fachgesellschaften, Kostenträger und Expertengremien bereits Richt- und Leitlinien verabschiedet haben, die den Einsatz hydroaktiver Wundverbände als anerkannten Stand der Wissenschaft belegen und fordern. Über 50 Jahre nach ihrer Entwicklung werden die Therapiekonzepte für hydroaktive Wundversorgung damit zunehmend angewandt, jedoch bei weitem noch nicht flächendeckend. Die Zahl der betroffenen Patienten ist dabei sehr hoch. Allein in der Homecare-Versorgung sind rund vier Millionen Menschen von chronischen Wunden betroffen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Indikationen der Wundversorgung, die eine Versorgung mit hydroaktiven Wundauflagen benötigen. Bei der Entscheidung für die Auswahl der Wundtherapie stehen nach Ansicht der BVMed-Experten aber immer noch zu oft die Stückkosten statt der Betrachtung der Gesamtkosten der Behandlung im Vordergrund.

Der Heil- und Hilfsmittelreport 2014 der BARMER GEK zeigte in einem Sonderkapitel auf, dass die betroffenen Patienten in Deutschland unnötig lange an chronischen Wunden leiden. Nach der Analyse gibt es beispielsweise eine gravierende Unterversorgung bei Menschen, die an venös bedingten Unterschenkelgeschwüren leiden. Davon bekommen nur 40 Prozent eine Kompressionstherapie, deren Unterlassung nach Auffassung der Experten einem Behandlungsfehler gleichkommt.

Nach der Umfrage zur Versorgung mit chronischen Wunden unter den Krankenkassen, die der WdK-Chefredakteur und frühere Krankenkassenmanager Rolf Stuppardt vorstellte, wird die Versorgung von den Kassen überwiegend mittelmäßig eingeschätzt. Knapp 30 Prozent der Befragten gaben an, dass es keine flächendeckende adäquate Wundversorgung gäbe. Als sinnvolle Maßnahmen werden vor allem die Stärkung und Förderung einer phasengerechten modernen Wundversorgung (92 Prozent), eine verstärkte Berücksichtigung der verfügbaren Evidenz und Leitlinien (84 Prozent) und eine Verbesserung der Qualifikation der Ärzteschaft sowie ein ganzheitlicher Therapieansatz inklusive einer Gesamtkostenbetrachtung (jeweils 72 Prozent) genannt.

"Nach Einschätzung von 80 Prozent der befragten Krankenkassen wird der Einsatz moderner Wundversorgungsprodukte die Gesamtkosten verringern. Das ist eine gute Basis, um der Versorgung chronischer Wunden zum Wohle der Patienten endlich mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen", kommentiert der BVMed die Umfrageergebnisse.

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