Moderne Wundversorgung

BVMed fordert Behandlungsvergütung, "die auf den Erhalt der Füße ausgerichtet ist"

Fußamputationen bei Diabetikern vermeiden

Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, hat Verbesserungen bei der Vermeidung von Fußamputationen bei Diabetikern angemahnt. Die im BVMed organisierten Hersteller moderner Wundauflagen unterstützen die Forderung der Diabetologen nach einer auf den Erhalt der Füße ausgerichteten Behandlungsvergütung. "Bei Diabetikern könnten dadurch viele Fußamputationen vermieden werden", so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.

Der BVMed fordert bereits seit Längerem Verbesserungen in der Vergütungsstruktur bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Wunden. Die zweithäufigste Form der chronischen Wunde ist das "Diabetische Fußulcus", eine Folge des Diabetes mellitus, dessen Krankheitsverlauf in Deutschland jährlich zu rund 50.000 Fußamputationen führt.

Die Fachgesellschaften sind der Meinung, dass es für diese im internationalen Vergleich hohe Zahl verschiedene Ursachen gibt: Statt Amputationen zu finanzieren sollte mehr in die zeit- und ressourcenaufwändige Behandlung mit dem Ziel investiert werden, den Fuß zu erhalten. Um Behandler bei der Prävention und Vermeidung von Amputationen besser zu unterstützen, sollte aus Sicht der Hersteller im BVMed deutlich mehr über die hydroaktive und phasengerechte Wundversorgung informiert und in die Wundtherapie investiert werden. Dabei sollten spezielle Fußambulanzen wie regionale Wundnetze zur Behandlung chronischer Wunden ausgebaut und die Vergütungsstrukturen verbessert werden. "Die Vermeidung von Amputationen und der Erhalt des Fußes müssen sich lohnen. Damit würde den Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom viel Leid erspart werden. Und gleichzeitig würden die Folgekosten von Amputationen deutlich reduziert werden können", so der BVMed.

Die Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden, zu denen das Diabetische Fußulcus gehört, übernehmen in Zusammenarbeit mit den Hausärzten und ambulanten Pflegekräften Fachärzte, Kliniken und integrierte Versorgungsnetzwerke oder Wundzentren. In einer besonderen Weise kooperieren die Beteiligten interdisziplinär und interprofessionell und sind damit ein Beispiel moderner Gesundheitsversorgung. Hierfür neue Vergütungsformen zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Patienten nach guter Versorgung gerecht werden und wirtschaftlich mit den begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen umgehen helfen, ist eine übergreifende Aufgabe, die nicht allein von den Kostenträgern gelöst werden kann.

Der BVMed unterstützt deshalb die Kritik der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) an den fehlenden Vergütungsanreizen und die Forderung nach einer ärztlichen Zweitmeinung vor einer Amputation. Laut DDG soll es zum Beispiel eine Qualitätsprämie zur Erhaltung des Fußes geben, um positive Anreize im Sinne der Vermeidung von Amputationen zu schaffen.

Der BVMed sieht darüber hinaus die Verbesserung der Versorgung chronischer Wunden insgesamt als Zukunftsaufgabe und beispielhaften Ansatz, die Versorgung chronisch kranker Menschen zu verbessern. Dazu gehört eine adäquate Vergütung der mit der Wundversorgung befassten medizinischen und nicht-medizinischen Disziplinen. So steigt auch der Anreiz der Ärzte, alle medizinischen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor eine Amputation unvermeidlich ist.

Mehr Informationen zur "Initiative für moderne und phasengerechte Wundversorgung im BVMed" unter www.info-wundversorgung.de.

Ansprechpartnerin bei Fachfragen: Daniela Piossek, Leiterin Referat Krankenversicherung beim BVMed, piossek@bvmed.de.
  • Weitere Artikel zum Thema
  • MedTech-Forschende im Porträt | „Ich wollte schon immer Produkte entwickeln, die den Menschen helfen“ | F&E in Deutschland zunehmend erschwert

    „Ich habe mich schon immer für Medizin interessiert und wollte Produkte entwickeln, die Menschen helfen“, sagt die heute 30-jährige Maja Krämer. Sie kam als Medizintechnik-Studentin aus Polen mit 22 Jahren zum ersten Mal für ein Praktikum nach Deutschland – und entwickelt heute beim... Mehr

  • Bremer Wundkongress zu Verbandmitteln | „G-BA muss Klarheit bei der Evidenz von Wundversorgungs-Studien geben“

    Anfang Dezember 2023 läuft die Übergangsfrist für die Evidenznachweise der „sonstigen Produkte zur Wundbehandlung“ aus, sollte der Gesetzgeber bis dahin nicht gehandelt haben. Die Kriterien zur Bewertung sind aus Sicht der Wundexpert:innen noch immer nicht ausreichend klar. Zusätzlich fehlen auf die Wundversorgung angepasste Evidenzkriterien. Das verdeutlichte eine Diskussionsrunde auf dem Deutschen Wundkongress (DEWU) und Bremer Pflegekongress mit dem BVMed. Das Hauptproblem bleibt der zu erreichende Endpunkt einer Behandlung. Hier müsste der G-BA dringend für Klarheit sorgen, so die Expert:innen. Mehr

  • PUEG-Anhörung | BVMed will gesetzlichen Handlungsbedarf bei Verbandmitteln im Pflegereformgesetz regeln

    Der BVMed will, dass die notwendigen gesetzlichen Regelungen für ein Beratungsrecht der Unternehmen bei Nutzenbewertungsverfahren von Wundversorgungsprodukten sowie die daraus folgende Verschiebung der Übergangsfrist für „sonstige Produkte zur Wundbehandlung” im Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) mit geregelt wird. „Wir brauchen hier schnell eine gesetzliche Verankerung, damit es zu keinen Engpässen in der Versorgung von Patient:innen mit chronischen Wunden kommt“, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Entsprechende konkrete gesetzliche Regelungen hat der BVMed in seiner Stellungnahme zur heutigen PUEG-Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages vorgeschlagen. Mehr


©1999 - 2023 BVMed e.V., Berlin – Portal für Medizintechnik