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Metaanalyse belegt: Feuchte Wundauflagen erhöhen Heilungschancen deutlich

Pressemeldung vom 15. Juli 2013

Eine Analyse des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf von 170 Studien dokumentiert die Überlegenheit von modernen Wundauflagen gegenüber konventionellen Therapien. Die Abheilungsrate beim Einsatz feuchter Wundauflagen ist im Schnitt 52 Prozent höher als beim Einsatz konventioneller Verbandmittel. Der BVMed sieht damit die Zweifel an der Überlegenheit moderner Wundversorgung ausgeräumt.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Wunden – und viele von ihnen auch unter deren Versorgung. Trockene Mullkompressen oder befeuchtete Gaze trocknen die Wunde aus und können leicht mit dem Wundgrund verkleben. Zudem muss der Verband häufiger gewechselt werden – dadurch erhöht sich das Infektions- und Verletzungsrisiko. Eine Alternative bieten hydroaktive Wundauflagen. Doch deren Wirksamkeit war bislang umstritten.

Eine Metaanalyse des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bringt jetzt Klarheit. Demnach zeigt sich eine Überlegenheit moderner Verbandmittel gegenüber traditionellen Produkten. Die Abheilungschancen sind im Schnitt 52 Prozent höher. Für die Diagnose Ulcus cruris („Offenes Bein“) zeigt sich eine um 39 Prozent, bei diabetischem Fuß um 49 Prozent und für Dekubitus sogar um 156 Prozent bessere Heilungschance.

Die Metaanalyse von Prof. Dr. Matthias Augustin, Kristina Heyer und Dr. Stephan Rustenbach umfasst 170 publizierte Studien zu Patienten mit chronischen Wunden jeder Art, bei denen eine moderne Wundbehandlung angewendet wurde. Damit war sie umfangreicher und ihre Ergebnisse aussagekräftiger als bisherige Übersichtsarbeiten. Neben kontrollierten klinischen Studien fanden auch kontrollierte sowie weitere Beobachtungsstudien, wie z. B. Fallberichte, Berücksichtigung. Mithilfe gängiger metaanalytischer Methoden bestimmten Augustin und Kollegen die mittlere Effektivität moderner gegenüber konventionellen Wundauflagen.

„Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass hydroaktive Wundauflagen als Produktklasse in der Therapie chronischer Wunden den konventionellen Wundauflagen hinsichtlich Abheilungsrate überlegen sind“, so Augustin.

Für Daniela Piossek, Leiterin des Referats Krankenversicherung beim Bundesverband Medizintechnologie e. V. (BVMed), sind die Ergebnisse ein Durchbruch in der Bewertung von Wundversorgungsprodukten. „Das eindeutige Ergebnis der Studie, die klare Überlegenheit moderner Wundversorgungsprodukte gegenüber konventionellen Wundauflagen, wird die Barrieren ausräumen, die einer besseren Versorgung chronischer Wunden teilweise noch im Wege stehen“, so Piossek. „Weniger Verbandwechsel durch verbessertes Exsudatmanagement, schnellere Wundheilung, weniger Schmerzen beim Verbandwechsel – mit modernen Wundversorgungsprodukten kann die Lebensqualität der Patienten deutlich erhöht werden.“

Zudem verweist Piossek auf die volkswirtschaftlichen Effekte: „Die Behandlungskosten für die Wundversorgung belaufen sich pro Jahr insgesamt auf zwei bis vier Milliarden Euro. Ein gezielter Einsatz moderner Wundauflagen könnte die Therapiekosten erheblich senken.“ Der Verband sieht für das deutsche Gesundheitssystem signifikante Einsparpotenziale jährlich.
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